„SICHTBAR UND AM PULS DER ZEIT BLEIBEN“

Fünf Fragen an die Hochschulpräsidentin Prof. Dr. Michaela Zilling

Ich finde, dass gute
Leistungen, hohe
Eigenverantwortung und
Selbstständigkeit nicht
selbstverständlich sind,
sondern lobenswert.

PROF. DR. MICHAELA ZILLING

Seit 2015 Präsidentin
der DIPLOMA Hochschule

Daran kann ich mich leider nicht mehr so genau erinnern, denn die beiden Jahre vor der offiziellen Amtseinführung habe ich als „Präsidentinnen-Azubi“ neben Professor Hübner die ganzen Aufgaben kennengelernt und auch bereits viele dieser Aufgaben, die solch ein Amt beinhaltet, eigenverantwortlich erledigt. Ich kann mich aber noch sehr genau an meinen ersten Arbeitseinsatz an der Hochschule mit dem damaligen Leitungsteam erinnern. Das war Ende 2012, als die Bibliothek am Standort Bad Sooden-Allendorf eingerichtet werden sollte. Bereits vor dem Termin bekam ich „mit auf den Weg“, ich möge bitte „praktische Kleidung“ anziehen. Ich hatte zu dieser Zeit natürlich bereits Einiges überlegt, was man so angehen sollte, und wollte bei diesem ersten Treffen bereits erste Punkte ansprechen. Allerdings wurde ich schnell geerdet, da Professor Hübner dann mit einem Augenzwinkern sagte: „Erstmal wird heute geräumt, dann können wir uns um strategische Themen kümmern.“

Neben den eigentlichen Themen und Terminen, die man sich vorgenommen hat, kommen meistens noch so viele andere hinzu, sodass die Heterogenität der Aufgaben sehr herausfordernd ist. Fängt man morgens damit an, das Konzept für einen neuen Studiengang im Fachbereich Gestaltung zu feedbacken, hält man im Anschluss ein Verwaltungsmeeting ab, bevor man sich dann an die Lehrverflechtungsmatrizen im Bereich Soziales setzt, nachfolgend ein „Vorsingen“ einer neu zu besetzenden Professur begleitet, gefolgt von einer Online-Sitzung im Prüfungsausschuss und abschließend noch Verträge für eine neue Deutsch-Chinesische Kooperation anpasst. Bei mehr als 120 Mitarbeitenden an der Hochschule, einem Netzwerk aus mehr als 600 Lehrenden und 35 unterschiedlichen Studiengängen kommt da täglich sehr Vieles zusammen. Und dann gibt es ja auch noch die Aufgabe als Mutter eines mittlerweile elfjährigen Sohnes, der ich natürlich auch versuche, gerecht zu werden. Das ist nicht immer so ganz einfach, aber – mit einigem Organisationsgeschick – gut zu bewältigen.
Was ich wirklich am liebsten mache, ist ein Lob für gute Leistung auszusprechen. Ich freue mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich feststelle, dass eine „Zuarbeit“ in einem solchen Zustand ist, dass ich es eigentlich nur noch „abnicken“ muss. Ich spreche dann auch bewusst ein deutliches Lob aus, denn ich denke, dass man sich das dann auch verdient hat. Ich finde, dass gute Leistungen, hohe Eigenverantwortung und Selbstständigkeit nicht selbstverständlich sind. Ja, ich wünsche sie mir. Und alle sind angehalten, eine möglichst gute Leistung anzubieten. Aber ich finde wirklich gute Leistungen nicht selbstverständlich, sondern lobenswert. Diese Art Wertschätzung weitergeben zu dürfen, macht mich froh und stolz zugleich, weil ich dann immer wieder darauf aufmerksam werde, was für ein besonderes und tolles Team an Mitarbeitenden und Lehrenden wir in der DIPLOMA Hochschule haben.
Waren wir bei der Gründung der Hochschule – also vor 25 Jahren – noch eine von wenigen privaten Hochschulen, so ist der Wettbewerb in den vergangenen Jahren deutlich schärfer geworden. Wir müssen auf zwei Ebenen punkten, um in diesem Wettbewerb – auch nachhaltig – eine gute Position einzunehmen: Auf der einen Seite muss es uns gelingen, auch zukünftig attraktive Studiengänge neu zu entwickeln, relevante Themen innerhalb der Studiengänge zu adressieren sowie die Positionen im verwaltenden und akademischen Bereich mit den passenden Personen zu besetzen, die nicht nur inhaltlich zu uns passen, sondern auch den „Team-Fit“ mitbringen, den wir als private Hochschule dringend benötigen. Auf der anderen Seite muss es uns gelingen, dass man uns (er-)kennt. Wir müssen im Hochschulmarkt sichtbar werden und bleiben. Wer uns nicht kennt, wird uns nicht als Anbieterin für ein Studium wählen. Die Art und Weise, wie man diese Sichtbarkeit erreicht, hat sich in den vergangenen 25 Jahren deutlich verändert. Und hier müssen wir noch weitere, andere Wege einschlagen, sodass wir diese Sichtbarkeit im Markt erhalten und weiter ausbauen.
Wirtschaftlich wünsche ich der Hochschule ein weiteres gesundes Wachstum, was die Zahl der Studierenden, der Lehrenden und der Studiengänge anbelangt. Menschlich wünsche ich der DIPLOMA Hochschule, dass das innere Wertesystem – die Art und Weise, wie wir agieren und miteinander umgehen – weiterhin ein positives, gutes Wertesystem sein wird, das auf Ehrlichkeit, dem Willen, etwas zu schaffen, und auf Wertschätzung für den Einsatz und das Geschaffene beruht. Ich wünsche mir, dass es uns auch weiterhin gelingen wird, die Teams sowohl im akademischen als auch im verwaltenden Bereich so aufzustellen, dass alle Mitarbeitenden und Lehrenden gerne in der Hochschule tätig sind und weiterhin an einem Strang ziehen. Ich wünsche mir, dass sich die Studierenden als wertgeschätzte Mitglieder der Hochschule empfinden und die Absolvent*innen die Zeit an der DIPLOMA rückblickend stets als sehr positiv für die persönliche und berufliche Entwicklung empfinden – auch wenn das Studium als solches vielleicht zu dem einen oder anderen Zeitpunkt als fordernd empfunden wurde. Persönlich würde ich mich sehr freuen, mit allen Protagonist*innen, die an der bisherigen Hochschulentwicklung beteiligt waren, 2047 auf erfolgreiche Zeiten, das 50-jährige Jubiläum und eine gute Zukunftsperspektive anzustoßen.